SEITENBLICK

KUNST SCHROTTEN

  • BANKSY
  • SOTHERBY'S
  • KUNSTMARKT
  • COMPUTERKUNST
  • CHRISTIE'S
Foto: Shutterstock / Montage

97% aller Künstler können von ihrer Kunst nicht leben.

Vom 3%-Rest können aber wiederum nur 3% richtig gut davon leben: Sie sind im Olymp angekommen und wandeln im Kunstmarkt umher wie die Pfauen im Garten der Investorenvilla.

Ihre Agenten hauen eine Mitteilung nach der anderen raus, nach der sich ihr Künstler, pah, einen Dreck um den Kunstmarkt schert, aber eigentlich sind sie nun zu Versteigerungskünstlern mutiert und malen, bildhauern und performen einen Marketingcoup nach dem anderen, um ihren Investor im Herrenhaus zu beeindrucken.

Banksy etwa, ein Künstler, den -wie er immer wieder beteuert- niemand kennt (außer natürlich der Pförtner bei Sotherby’s) lässt Kunst schrotten und zugleich den Widerspruch verschwinden, warum ein geschredderter Schablonendruck 1,2 Millionen EUR wert sein soll, wo man ihn doch einfach nachdrucken kann.

Toller Coup,- finden sie auch bei Sotherby’s.


Aber es gibt ein Problem:


Heute für Gegenwarts-Kunst viel Geld auszugeben ist nicht mehr das Resultat einer Auseinandersetzung mit der Kunst,- ihrer ins Leben greifenden Botschaft oder gar metaphysischen Qualität, sondern meistens eine Machtgeste.

Und Leute, die von Kunst keinen Schimmer haben, aber ihre neureiche Potenz mit etwas garnieren wollen, wo Kunst draufsteht und viel Glamour drin ist, die gibt es reichlich.
So viele, dass dem Kunstmarkt die 3% von den 3% zu wenig sind, um die Nachfrage zu bedienen.

Deshalb hat Christie’s jetzt ein computergeneriertes Bild für knapp 500.000 Dollar versteigert.

Als Urheber, also als Programmier-Künstler gilt das „Künstler-Kollektiv“ Obvious. Die labeln sehr marktaffin ihr Werk mit KI, also Künstlicher Intelligenz:
Der Käufer des Bildes kauft also „KI – jetzt auch als Kunst“, und darum gehts, denn es wird nicht lange dauern, dann ist KI auch in Zahnpasta und dann ist der Glamour weg.

Das Kollektiv wird also diese KI-Bilder in Serie produzieren, solange die Nachfrage da und die Zahnpasta noch nicht im Handel ist.

Der Marketingtrick hat aber einen bösen Haken:

Das Künstlerkollektiv hat Ahnung von Marketing und vom Kunstmarkt, aber nicht vom Programmieren. Deshalb haben sie sich ungefragt bei einem 19-jährigen Highschool-Absolventen bedient, der seine Algorithmen in die Entwickler-Plattform GitHub einstellte.

Diese Plattform ist „open source“,- das heißt, hier wird unverschlüsselt etwas eingestellt, damit sich andere damit befassen und es verbessern können. Sehr demokratisch, und unter Leuten, die wissenschaftlich arbeiten auch üblich.

Das Kollektiv hat sich die Algorithmen auf die Festplatte geladen und selber daran herumgeschraubt, bis klar war, dass der Kunstmarkt auf die Computerbilder anbeißen würde.

Robbie Barrat, der Urheber und GitHub, sein Netzwerk gehen leer aus,- sie haben halt nicht begriffen, wie der Kunstmarkt so tickt.

Es wird aber nicht lange dauern, dann wird eine anarchische Welle des Neuanfangs über den Kunstmarkt kommen:

Kunstfälscher wie Beltracchi und IT-Experten werden den Kunstmarkt mit Bildern aus allen Epochen fluten. Mit Bildern, die per Knopfdruck von einem Vermeer zu einem Otto Dix zu einem Jonathan Meese werden und explodieren, sobald einer in der Nähe steht und das Wort „Kuratieren“ in den Mund nimmt.

Die Käufer legen die Schnipsel in ihren Tresor, und dann ist erstmal Zeit zum Nachdenken.

  • BANKSY
  • SOTHERBY'S
  • KUNSTMARKT
  • COMPUTERKUNST
  • CHRISTIE'S
Foto: Shutterstock

97% aller Künstler können von ihrer Kunst nicht leben.

Vom 3%-Rest können aber wiederum nur 3% richtig gut davon leben: Sie sind im Olymp angekommen und wandeln im Kunstmarkt umher wie die Pfauen im Garten der Investorenvilla.

Ihre Agenten hauen eine Mitteilung nach der anderen raus, nach der sich ihr Künstler, pah, einen Dreck um den Kunstmarkt schert, aber eigentlich sind sie nun zu Versteigerungskünstlern mutiert und malen, bildhauern und performen einen Marketingcoup nach dem anderen, um ihren Investor im Herrenhaus zu beeindrucken.

Banksy etwa, ein Künstler, den -wie er immer wieder beteuert- niemand kennt (außer natürlich der Pförtner bei Sotherby’s) lässt Kunst schrotten und zugleich den Widerspruch verschwinden, warum ein geschredderter Schablonendruck 1,2 Millionen EUR wert sein soll, wo man ihn doch einfach nachdrucken kann.

Toller Coup,- finden sie auch bei Sotherby’s.

Foto: Shutterstock / Montage


Aber es gibt ein Problem:


Heute für Gegenwarts-Kunst viel Geld auszugeben ist nicht mehr das Resultat einer Auseinandersetzung mit der Kunst,- ihrer ins Leben greifenden Botschaft oder gar metaphysischen Qualität, sondern meistens eine Machtgeste.

Und Leute, die von Kunst keinen Schimmer haben, aber ihre neureiche Potenz mit etwas garnieren wollen, wo Kunst draufsteht und viel Glamour drin ist, die gibt es reichlich.
So viele, dass dem Kunstmarkt die 3% von den 3% zu wenig sind, um die Nachfrage zu bedienen.

Deshalb hat Christie’s jetzt ein computergeneriertes Bild für knapp 500.000 Dollar versteigert.

Als Urheber, also als Programmier-Künstler gilt das „Künstler-Kollektiv“ Obvious. Die labeln sehr marktaffin ihr Werk mit KI, also Künstlicher Intelligenz:
Der Käufer des Bildes kauft also „KI – jetzt auch als Kunst“, und darum gehts, denn es wird nicht lange dauern, dann ist KI auch in Zahnpasta und dann ist der Glamour weg.

Das Kollektiv wird also diese KI-Bilder in Serie produzieren, solange die Nachfrage da und die Zahnpasta noch nicht im Handel ist.

Der Marketingtrick hat aber einen bösen Haken:

Das Künstlerkollektiv hat Ahnung von Marketing und vom Kunstmarkt, aber nicht vom Programmieren. Deshalb haben sie sich ungefragt bei einem 19-jährigen Highschool-Absolventen bedient, der seine Algorithmen in die Entwickler-Plattform GitHub einstellte.

Diese Plattform ist „open source“,- das heißt, hier wird unverschlüsselt etwas eingestellt, damit sich andere damit befassen und es verbessern können. Sehr demokratisch, und unter Leuten, die wissenschaftlich arbeiten auch üblich.

Das Kollektiv hat sich die Algorithmen auf die Festplatte geladen und selber daran herumgeschraubt, bis klar war, dass der Kunstmarkt auf die Computerbilder anbeißen würde.

Robbie Barrat, der Urheber und GitHub, sein Netzwerk gehen leer aus,- sie haben halt nicht begriffen, wie der Kunstmarkt so tickt.

Es wird aber nicht lange dauern, dann wird eine anarchische Welle des Neuanfangs über den Kunstmarkt kommen:

Kunstfälscher wie Beltracchi und IT-Experten werden den Kunstmarkt mit Bildern aus allen Epochen fluten. Mit Bildern, die per Knopfdruck von einem Vermeer zu einem Otto Dix zu einem Jonathan Meese werden und explodieren, sobald einer in der Nähe steht und das Wort „Kuratieren“ in den Mund nimmt.

Die Käufer legen die Schnipsel in ihren Tresor, und dann ist erstmal Zeit zum Nachdenken.