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VERDICHTETES WOHNEN

  • VERDICHTETES WOHNEN
  • GENTRIFIZIERUNG
  • LEBENSQUALITÄT

EINE KINDHEIT HINTER BODENTIEFEN FENSTERN


Der kleine Henri hockt vor dem bodentiefen Fenster und schaut mit dem Fernglas seines Vaters nach draußen. Eigentlich sollte er auf Heinrich getauft werden, aber seine Eltern bemerkten dann doch, dass bereits zu viele Jungs seines Alters diesen Namen hatten.

Schon im Waldkindergarten am Stadtrand, in den ihn seine Mutter jeden Tag fuhr, gab es 4 Heinriche.


Hier im Quartier gab es nur einen Henri, aber das war ein Erwachsener, und zwar der Leiter des Fitness-Studios und der einzige Nachbar, dessen Vornamen Henris Mutter wusste.

Im Quartier lebten Singles oder kinderlose Paare, die ihre heiße Zeit bei PwC verbrachten und auch abends noch, hinter bodentiefen Fenstern, für ihre Klienten arbeiteten.
Wenn die heiße Zeit abgekühlte und andere Dinge wie zum Beispiel Familienplanung wichtig wurden, verkauften die Nachbarn ihre Wohnung wieder oder vermieteten sie an andere jüngere Berater bei PwC und zogen dann weg.


In die Nähe des Waldkindergartens, vermutete Henri. Denn viele Kinder kamen mit dem Fahrrad dorthin.


Hier, im Quartier gab es über 2000 Menschen, aber nur 14 Kinder. Und selbst die waren selten auf der Straße.
Schon zweimal hatte er am Geburtstag seinen großen Wunsch geäußert, dass auch sie mal hier wegziehen würden. Irgendwohin, wo was los war. Wo man mal Ball spielen oder Blödsinn machen konnte. Aber bisher hatte es nicht geklappt mit seinem Wunsch.


Er musste also weitermachen. Er hörte das leise Sirren und wusste, was zu tun war:
Er hob das Fernglas an die Augen: Es war phantastisch scharf in seiner Vergrößerung.

Aha, der ICE 541 Fritz Walter von Frankfurt nach Hannover. Henri notiert die Uhrzeit und setzt eine 2 in die Spalte „Verspätungen“.

Denn Henri war Trainspotter geworden. Und Papa meinte, er mache seine Sache gut.

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EINE KINDHEIT HINTER BODENTIEFEN FENSTERN


Der kleine Henri hockt vor dem bodentiefen Fenster und schaut mit dem Fernglas seines Vaters nach draußen. Eigentlich sollte er auf Heinrich getauft werden, aber seine Eltern bemerkten dann doch, dass bereits zu viele Jungs seines Alters diesen Namen hatten.

Schon im Waldkindergarten am Stadtrand, in den ihn seine Mutter jeden Tag fuhr, gab es 4 Heinriche.


Hier im Quartier gab es nur einen Henri, aber das war ein Erwachsener, und zwar der Leiter des Fitness-Studios und der einzige Nachbar, dessen Vornamen Henris Mutter wusste.

Im Quartier lebten Singles oder kinderlose Paare, die ihre heiße Zeit bei PwC verbrachten und auch abends noch, hinter bodentiefen Fenstern, für ihre Klienten arbeiteten.
Wenn die heiße Zeit abgekühlte und andere Dinge wie zum Beispiel Familienplanung wichtig wurden, verkauften die Nachbarn ihre Wohnung wieder oder vermieteten sie an andere jüngere Berater bei PwC und zogen dann weg.


In die Nähe des Waldkindergartens, vermutete Henri. Denn viele Kinder kamen mit dem Fahrrad dorthin.


Hier, im Quartier gab es über 2000 Menschen, aber nur 14 Kinder. Und selbst die waren selten auf der Straße.
Schon zweimal hatte er am Geburtstag seinen großen Wunsch geäußert, dass auch sie mal hier wegziehen würden. Irgendwohin, wo was los war. Wo man mal Ball spielen oder Blödsinn machen konnte. Aber bisher hatte es nicht geklappt mit seinem Wunsch.


Er musste also weitermachen. Er hörte das leise Sirren und wusste, was zu tun war:
Er hob das Fernglas an die Augen: Es war phantastisch scharf in seiner Vergrößerung.

Aha, der ICE 541 Fritz Walter von Frankfurt nach Hannover. Henri notiert die Uhrzeit und setzt eine 2 in die Spalte „Verspätungen“.

Denn Henri war Trainspotter geworden. Und Papa meinte, er mache seine Sache gut.