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UNTER DEM RADAR

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  • MIT DEM PFERD UNTERWEGS

UNTER DEM RADAR: NOMADEN ZU PFERD

Sandra und ich hockten am Waldesrand und machten Brotzeit.
Es war Ende März und wir auf einer Wanderung bei Kaldenkirchen. Da gab es eine Heidelandschaft mit Birken, deren Stämme jetzt, in der schrägen Wintersonne, wunderbar leuchteten. Kein Mensch weit und breit.


Ich hatte schon ein paar Fotos gemacht, als uns plötzlich ein Reiter mit Hund querte. Ich hatte nur ein paar Sekunden Zeit, aber ich schaffte es ihn ins Bild zu nehmen.



„Das war ein Nomade!“, sagte Sandra und guckte komisch. Was irgendwie stimmte: Dieser Reiter, ein alter Mann mit weissem Bart, war kein Wochenendreiter mit Reitpass, aber auch kein Jäger. Eher ein Wanderreiter. Aber einer ohne Satteltaschen.


„Die liegen im Gebüsch“, sagte Sandra.

Wir malten uns jetzt aus, wie es wohl wäre – ein Leben als reitender Nomade: 

Er hätte sicherlich ein Lager mit seinen Sachen. Aber bestimmt nicht im Gebüsch.

Er kennt den Förster, der ihn duldet. Er kehrt bei den Bauern ein, verdient sich eine Mahlzeit, ein Bett und ein Handgeld … und zieht dann weiter.

Er weiß wie man Feuer macht und sich im Wald ernährt, wenn es anders nicht geht. Er steigt in kalte Bäche und schwimmt im Sommer in Seen. Er weiß wo die Pilze stehen und wie man Fische fängt. Andere Tiere lässt er in Ruhe. Er reitet unbewaffnet und ohne Kreditkarte. Er hat keine Krankenversicherung. Niemand kennt ihn. 



Er ist unter dem Radar.


Aber es gibt Ausnahmen: Seine Ersparnisse hat er bei 2 oder 3 Freunden deponiert. Zu ihnen kann er im Winter reiten und mal für einen Monat sesshaft werden. Dann zieht er wieder los. Bis nach Frankreich – mit Pferd und Hund.

Er ist nicht so einsam wie man denkt. Denn es sind noch andere unterwegs….


PS.: Wem dieses Gedankenspiel gefällt, sei „DIE DUNKLE SEITE DES MONDES“ von Martin Suter empfohlen. Der Roman wurde später mit Moritz Bleibtreu verfilmt, bleibt dabei aber weit hinter dem Buch zurück.

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Sandra und ich hockten am Waldesrand und machten Brotzeit.
Es war Ende März und wir auf einer Wanderung bei Kaldenkirchen. Da gab es eine Heidelandschaft mit Birken, deren Stämme jetzt, in der schrägen Wintersonne, wunderbar leuchteten. Kein Mensch weit und breit.


Ich hatte schon ein paar Fotos gemacht, als uns plötzlich ein Reiter mit Hund querte. Ich hatte nur ein paar Sekunden Zeit, aber ich schaffte es ihn ins Bild zu nehmen.



„Das war ein Nomade!“, sagte Sandra und guckte komisch. Was irgendwie stimmte: Dieser Reiter, ein alter Mann mit weissem Bart, war kein Wochenendreiter mit Reitpass, aber auch kein Jäger. Eher ein Wanderreiter. Aber einer ohne Satteltaschen.


„Die liegen im Gebüsch“, sagte Sandra.

Wir malten uns jetzt aus, wie es wohl wäre – ein Leben als reitender Nomade: 

Er hätte sicherlich ein Lager mit seinen Sachen. Aber bestimmt nicht im Gebüsch.

Er kennt den Förster, der ihn duldet. Er kehrt bei den Bauern ein, verdient sich eine Mahlzeit, ein Bett und ein Handgeld … und zieht dann weiter.

Er weiß wie man Feuer macht und sich im Wald ernährt, wenn es anders nicht geht. Er steigt in kalte Bäche und schwimmt im Sommer in Seen. Er weiß wo die Pilze stehen und wie man Fische fängt. Andere Tiere lässt er in Ruhe. Er reitet unbewaffnet und ohne Kreditkarte. Er hat keine Krankenversicherung. Niemand kennt ihn. 



Er ist unter dem Radar.


Aber es gibt Ausnahmen: Seine Ersparnisse hat er bei 2 oder 3 Freunden deponiert. Zu ihnen kann er im Winter reiten und mal für einen Monat sesshaft werden. Dann zieht er wieder los. Bis nach Frankreich – mit Pferd und Hund.

Er ist nicht so einsam wie man denkt. Denn es sind noch andere unterwegs….


PS.: Wem dieses Gedankenspiel gefällt, sei „DIE DUNKLE SEITE DES MONDES“ von Martin Suter empfohlen. Der Roman wurde später mit Moritz Bleibtreu verfilmt, bleibt dabei aber weit hinter dem Buch zurück.